Mit welchen Farben, Tapeten, Teppichen und Textilien dekorieren wir unser vier Wände? In diesem Jahr en vogue: grafische Dekore, Erdtöne, haptische Oberflächen, nachhaltige Materialien und technische Raffinessen.
Vorhang- und Bezugsstoffe, Teppiche, Tapeten und Farben wirken als visuelle Klammer für das gesamte Interiordesign. Im Wechselspiel mit Möbeln und Leuchten spiegeln sich hier aktuelle Gestaltungstrends. Und: Immer mehr eigentlich branchenfremde Labels mischen sich unter ausgewiesene Spezialisten wie Création Baumann, Kvadrat, Object Carpet, Farrow & Ball, Little Greene und Marburg.
Reiz des Taktilen
Auffällig in diesem Jahr: Auf den großen Messen wurden statt Neuheiten oftmals Variationen von bestehenden Entwürfen vorgestellt – in Form von neuen Farben und Bezugsstoffen, wobei insbesondere haptische Materialien wie Teddy und Bouclé gefragt sind. Von Kvadrat stammt beispielsweise der Möbelstoff Jaali aus Wolle, den es in 20 Farbstellungen gibt. Entworfen vom Londoner Designstudio Doshi Levien, zeigt er ein feines, netzähnliches Raster aus Sechseckformen. Opulenter geht es beim Schweizer Textilverlag Christian Fischbacher mit dem goldenen Vorhangstoff Selva zu. Hier wird per Hand ein Blattmotiv aus flauschigem Samt auf weichfließenden Polyestertaft appliziert. Hohenberger bringt mit der Tapetenkollektion Univers durch die Kombination aus verschiedenen Untergründen und Ebenen überraschende Muster an die Wand, wobei Glasperlen und Granitsteinchen je nach Lichteinfall unterschiedlich intensiv schimmern. Aufwendig in der Herstellung ist auch die Tapetenkollektion Moooi Tokyo Blue des gleichnamigen niederländischen Designlabels: Die textile Wandbekleidung Indigo Macaque aus Denim ist effektvoll mit dem Motiv einer Makaken-Familie bestickt.
Mut zum Muster
Motive aus dem Tierreich wie bei Moooi sind derzeit sehr gefragt und kommen meist als Vögel und Insekten daher, oft ergänzt um Blumen und Blüten. Dazu gesellen sich starke grafische Muster. Trifft beides aufeinander wie bei Zuber mit der Tapetenkollektion Archives II, wird es extravagant. Überhaupt sind grafische Muster eher etwas für wagemutige Designliebhaber, wie auch der Vorhangstoff Blast von Nya Nordiska zeigt. Bodo Sperlein hat sich dafür von der Kunst inspirieren lassen. Gesteigert wird der Effekt grafischer Muster durch Schwarz-Weiß-Kontraste oder auffällige Farben, was übrigens schon in den Zwanzigerjahren so war. Designercarpets aus Lörrach hat zwei Teppiche der Bauhaus-Schülerin Gertrud Arndt anhand der originalen Wollmuster wiederaufgelegt. Darunter ist auch der berühmte Bauhaus-Teppich Nr. 2, den Arndt einst selbst gewebt hatte und der anschließend das Direktorenzimmer von Walter Gropius in Dessau schmückte. Auch Bliss Big Ultimate, ein Entwurf von Mae Engelgeer für das italienische Label cc-tapis, spielt mit Geometrien, die sich durch die vorherrschenden Beigetöne zurücknehmen.
Farben als Alleskönner
Beige- und Brauntöne und auch Grün wie bei Farrow & Ball sind gerade überall zu sehen. Sie werden gemischt mit kräftigem Gelb oder kühlem Rosa und Hellblau. Äußerst vielseitig, passen Pastelltöne zum Minimal Look ebenso wie zum Scandi Style und zu einem Einrichtungsstil, der auf natürliche Materialien wie Holz, Kork und Naturstein setzt. Nicht nur werden Pastelle harmonisch mit Weiß-, Braun- und Beigetönen kombiniert, sondern auch als harter Kontrast mit Schwarz verwendet. Wer es hingegen lieber farbenfroh mag, kommt bei Jan Kath und 13 Rugs auf seine Kosten. Beide Labels haben mit Teppichen in Regenbogenfarben echte Statements Pieces aufgelegt, während der Vorhangstoff Solio von Création Baumann in 47 Tönen eine sehr große Farbpalette bietet, darunter Senfgelb, Taubenblau und Ziegelrot.
Nachhaltigkeit ist ein Star
Dass Erdtöne derzeit so beliebt sind, hat wohl auch damit zu tun, dass es ein Zurück zur Natur gibt. Dieser Trend manifestiert sich nicht nur in der Verwendung bestimmter Farben und natürlicher Materialien wie Baumwolle und Leinen, sondern geht über rein visuelle Aspekte hinaus. Nun steht die Nachhaltigkeit der Produkte im Fokus, wie beispielsweise Nanimarquina zeigt. Das Teppichlabel aus Barcelona hat mit Silhouette von Jaime Hayon einen getufteten Outdoor-Teppich im Programm, der aus 100 Prozent recyceltem PET besteht. So attraktiv ist Nachhaltigkeit heute.
